Briefe an die Gemeinden des Kleinen Michel

von Pater Philipp Görtz SJ (Pfarrer)

 

 

 

 

 

01. Juli 2020, Gemeindebrief Infoblatt-Juli

 

Liebe Gemeinde von St. Ansgar,
liebe Freundinnen und Freunde des Kleinen Michel,

 

was wünschen wir uns in und von diesem Sommer? Am liebsten eitel Sonnenschein und dass da einer kommen möge, der endlich die dunklen Wolken beiseiteschiebt, die sich in den vergangenen Monaten über uns zusammengebraut haben. Ja, wir sehnen uns nach Normalität, nach Unbeschwertheit, nach Erholung. Ein blitzeblanker blauer Himmel mit ein paar braven Schäfchenwolken. Ein Sonnenstuhl am Strand. Eine heitere Runde im Kreis der Familie oder zusammen mit lieben Freunden, die wir lange nicht mehr gesehen haben. 

 

Noch mehr aber sehnen wir uns nach Heilung und Heil an Leib und Seele. Der gläubige Mensch verbindet beides mit dem Heiligen, mit der Heiligkeit Gottes. Sie begegnet oder widerfährt einem in der Gestalt des Geheimnisses. Mysterium tremendum et fascinosum – so nannten es die Alten. Das Unbegreifliche – erschreckend und faszinierend zugleich. Das Erhabene, das uns in unserer Winzigkeit zu bedrohen scheint und uns doch von je her umfängt und uns zu sich erhebt.

 

Der Prophet Elijah, von dem wir den Juni über in den Lesungen hörten, hat nach wochenlangem Marsch durch die Wüste auf dem Berg Horeb gewiss keinen Urlaub gemacht. Feuer, Beben und Sturm war er ausgesetzt – tremendum et fascinosum. Doch in allem nicht Gott. Dann eine Stimme verschwebenden Schweigens. Er tritt hinaus ins Freie, begegnet dem Heiligen, erfährt einen neuen Auftrag. Gestärkt und beseelt nimmt er seinen Weg auf. 

 

Unsere Wege weitergehen, Schritt für Schritt, Horizonte überschreiten, neue Perspektiven gewinnen, eine uns öffnende und erneuernde Erfahrung machen – dazu lädt uns vielleicht dieser Sommer 2020 ein.

 

Aus der Missionsprokur der Jesuiten erreicht uns ein Hilfsaufruf von Pater Saju George SJ, der mehrfach am Kleinen Michel zu Gast war. Wer ihm und seinem Projekt angesichts der Corona-Krise und der durch einen Zyklon verursachten Zerstörungen helfen will, kann sich unter: www.jesuitenmission.de/news/die-katastrophe-in-der-katastrophe.html informieren und ihn unterstützen.

 

Herzliche Grüße,
Pater Philipp Görtz SJ

 

 

 

15. Mai 2020, Gemeindebrief Infoblatt-Mai

 

Liebe Gemeinde von St. Ansgar,
liebe Freundinnen und Freunde des Kleinen Michel,

 

„aus der Dunkelheit ins Licht“ – das ist und bleibt unsere Hoffnung. Anfang März waren wir dabei, die Kar- und Ostertage zu planen mit Gottesdiensten, Konzerten, Gebeten und anderen Angeboten. Höhepunkt sollte wie in jedem Jahr die Feier der Osternacht sein. Dafür hatten wir ein neues Textheft entworfen und auch schon drucken lassen. 

 

Auf der Titelseite findet sich das nebenstehende Bild: Christus, der als Paschalamm sein Blut vergießt und sein Leben hingibt für die Menschen und für die Welt – damit alle gerettet und befreit und erlöst werden, die an seinen Namen glauben. Jesus gibt sich in Dunkelheit damit wir das Licht haben, Licht aus der Höhe, aufstrahlendes Licht, die Herrlichkeit Gottes.

 

Viele von uns und viele um uns herum haben die zurückliegende Zeit immer wieder auch als Dunkelheit wahrgenommen. Nicht zu wissen, was da mit dem Virus, mit der Erkrankung, mit dem Sterben und mit all den einschränkenden Maßnahmen vor sich geht, das verdunkelt den Blick; den Blick auf den Alltag, die Arbeit und die Welt, den Blick auf die Nächsten, die eigene Familie und auf sich selbst und auch den Blick auf Gott.

 

Wie gut ist es dann, wenn wir den Kopf nicht sinken lassen, sondern unser Haupt erheben und dem Licht entgegenstrecken. Im Alltag gelingt das am besten, wenn wir immer wieder ganz bewusst auf das Positive achten, das ja auch um uns herum geschieht. Im Glauben ist es der Blick auf die Lichtpunkte, die uns aus der Heiligen Schrift aufleuchten und auf die Momente des Gebets, wenn wir das Gefühl haben, dass da einer ist, der uns schützt und trägt, der uns tröstet und aufrichtet, einer, der uns bedingungslos liebt. Gott hat etwas mit uns vor – mit jeder und jedem von uns. Er führt sein Volk aus der Finsternis ins Licht. 

 

Ich weiß nicht, wie es Ihnen und Euch geht. Selber habe ich das Gefühl, dass wir wie in einen Tunnel gefahren sind, bei dem auch noch die Beleuchtung ausgefallen ist. Wir sind auf Sichtweite gefahren mit unseren recht begrenzten Scheinwerfern. Irgendwann wurde dann auch wieder die Beleuchtung eingeschaltet. Wir haben eine Ahnung davon bekommen, was da gerade passiert. Wir haben uns mal mehr recht mal eher schlecht damit arrangiert. Wir haben leider auf mitbekommen müssen, dass manche liegengeblieben sind vor allem bei der eigenen Arbeit oder bei der Kinderbetreuung. Und es schmerzt, wenn wir erfahren mussten, dass die eigenen Lieben isoliert waren oder krank wurden und noch mehr, wenn sie starben. An sie denken wir jetzt besonders und beten für sie. Doch ist es nicht so, dass sich da am Ende des Tunnels so etwas wie ein Licht andeutet? 

 

In allem, was wir derzeit tun, müssen wir bedacht vorgehen. Das gilt auch für die Gottesdienste, die wir im Kleinen Michel wieder öffentlich feiern dürfen. Wir halten Abstand und kommen doch wieder in Beziehung. Wir merken, dass uns einiges seltsam und künstlich vorkommt und haben doch den Eindruck, dass wir geborgen und gesegnet sind.

 

Vieles müssen wir erst wieder lernen und neu einüben. Für Einzelne war das immer schon so: Nach einem Schlaganfall, nach einer Kündigung, nach einer Trennung… das Leben und eine gewisse „Normalität“ müssen erst wieder „angeeignet“ werden. Neu ist jetzt, dass dieses Einüben nicht allein von Einzelnen erwartet wird, sondern dass sich dem eine ganze Gesellschaft stellen muss, ja noch mehr, eigentlich die gesamte Menschheit. 

 

Lassen Sie uns dieses „Einüben“ am Kleinen Michel gemeinsam tun! Mit Bedacht und Besonnenheit, auf verantwortliche Art und Weise, mit gesundem Menschenverstand, vor allem aber auch mit Humor und mit Zuversicht, voll Freude und voll Liebe!

 

Im Namen so Vieler, die sich in den letzten Tagen und Wochen auf einzigartige Weise hier am Kleinen Michel eingesetzt haben, grüße ich alle sehr herzlich, 

 

Ihr und Euer Pfarrer, Philipp Görtz SJ

 

 

 

25. April 2020, Brief an die Erstkommunionkinder und Eltern

 

Liebe Erstkommunionkinder, 

Ihr alle habt Euch noch am Anfang des Jahres so sehr auf den morgigen Sonntag gefreut. Gemeinsam habt Ihr Euch mit Euren Eltern und Geschwistern, in der Gruppe, mit den Katechetinnen und Katecheten, ja mit der ganzen Gemeinde auf das Fest Eurer Erstkommunion vorbereitet. 

In vielen Gruppenstunden und mehreren Familiennachmittagen habt Ihr Jesus und seine Botschaft immer mehr kennengelernt. In den Gottesdiensten habt Ihr mitgefeiert und mitgebetet und vor allem auch laut mitgesungen – zur Freude von so Vielen. 

Und morgen, ja morgen wolltet Ihr ein großes Fest feiern, zu dem Jesus Euch eingeladen hatte, um mit ihm Mahl zu halten. Doch leider können wir Eure Erstkommunion morgen noch nicht feiern.

Wenn ich an meine eigene Erstkommunion denke, kann ich mir gut vorstellen, dass viele von Euch traurig sind, dass der Tag morgen so ganz anders aussieht – weil die Welt mittlerweile so ganz anders aussieht. 

All das, was Ihr als gut und schön erfahren habt: Nähe und Gemeinschaft, Freundinnen und Freunde treffen und mit ihnen spielen, einander liebevoll in den Arm nehmen, jemandem entschuldigend die Hand reichen oder sich voller Begeisterung abklatschen – all das müsst Ihr und müssen wir neu einüben. Das beginnt jetzt wieder vorsichtig mit der Schule für Euch und mit der Arbeit für die meisten Eurer Eltern. 

Auch in der Kirche wollen wir wohl wieder ab Mitte Mai behutsam und vorsichtig und wahrscheinlich zunächst nur in ganz kleiner Anzahl miteinander Gottesdienst feiern. Wenn wir uns da ein wenig eingeübt haben, machen wir uns konkrete Gedanken, wie und wann wir Eure Erstkommunion feiern können. ... (Den kompletten Brief finden Sie hier)

 

Herzliche Grüße,
Pater Philipp Görtz SJ

 

 

 

6. April 2020

Liebe Gemeinde vom Kleinen Michel,

Liebe Freundinnen und Freunde,

liebe Mitglieder im Pfarrgemeinderat und im Kirchenvorstand,

 

wir stehen am Anfang der „semana santa“, wie man so schön auf Spanisch sagt. Die „Heilige Woche“ markiert den Höhepunkt des Kirchenjahres. In der Fastenzeit haben wir uns wie in jedem Jahr mit Fasten und Gebeten auf diese Tage vorbereitet. Alles bleibt gleich und doch ist alles irgendwie anders in diesem Jahr.

 

Seit einem knappen Monat bewegt und berührt, beschäftigt und belastet uns alles, was mit der Corona-Krise zu tun hat. Besonders diejenigen, die sich infiziert haben und bei denen die Krankheit voll ausgebrochen ist, die Sterbenden und die Toten, sie alle stehen im Zentrum unserer Gebete. Wir denken aber auch an die Angehörigen, die Pflegerinnen und Pfleger, Ärztinnen und Ärzte. Unsrer Mitgefühl und unsere Solidarität gelten denen, die von den wirtschaftlichen Folgen unmittelbar betroffen sind, weil sie auf Kurzarbeit gesetzt oder gar entlassen wurden oder weil sie um ihr Geschäft bzw. ihr Unternehmen bangen. Wir sind dankbar für all diejenigen, die dafür sorgen, dass das Leben weitergehen kann, dass wir uns und vielleicht auch andere versorgen, uns um die Schwachen und Alten und Armen kümmern können.

 

In den vergangenen Wochen habe ich mich mehrfach an Sie all gewandt, einmal den Erstkommunionfamilien und gestern den alten Menschen unserer Gemeinde einen Brief geschrieben. Zusammen mit dem Pfarrbüro konnten wir manche Hilfe vermitteln. Die Internet-AG hat etliche Angebote und Initiativen auf der Homepage zusammengestellt. Der Erzbischof hat jeden Tag die Möglichkeit geboten, eine Messfeier mit ihm am Bildschirm zu feiern – dazu hat er uns allen zusammen mit der Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt zu Palmsonntag einen Brief geschrieben. Und wir Jesuiten feiern jeden Tag in unserer Kapelle eine heilige in den Anliegen der Gemeinde und der Menschen, mit denen wir verbunden sind.

 

Dieser Verbundenheit wollen wir auch an den drei heiligen Tagen Ausdruck verleihen. Am Gründonnerstag, an Karfreitag und in der Osternacht feiern wir an gewohntem Ort im Kleinen Michel das Ostermysterium vom Leiden und der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus.

 

Bei diesen leider nicht öffentlichen Gottesdiensten kommen wir in einer kleinen Gemeinschaft zusammen: die Jesuitenkommunität , die Küsterin sowie die Musikerinnen und Musiker – mehr ist von den geltenden Verordnungen, an die wir uns selbstverständlich halten, nicht gedeckt.

 

Die Gottesdienste an den drei Heiligen Tagen streamen wir, damit diejenigen, die wollen, am Bildschirm mitfeiern können und die Möglichkeit haben, einen ihnen vertrauten Ort und ein paar vertraute Gesichter zu sehen. Unsere technischen Möglichkeiten sind recht überschaubar. Von daher wird das Ganze über Facebook vonstattengehen. Unser Account (https://www.facebook.com/KleinerMichelHamburg/) ist auch für diejenigen einsehbar, die kein Facebook haben.

 

Wir laden Sie alle ein, zu Hause mitzufeiern. Auf der Homepage werden wir in den kommenden Tagen etwas „Material“ (Gottesdienstablauf, Texte, Gebete, Lieder) zusammenzustellen. Zünden Sie neben dem Bildschirm vielleicht eine Kerze an und versammeln Sie sich mit Ihrer Hausgemeinschaft zum Gebet.

 

Gründonnerstag um 20 Uhr

Karfreitag um 15 Uhr

Osternacht (Samstag) um 21 Uhr

 

So wie Gott den Tod besiegt und umgewandelt hat ins neue und ewige Leben, so will er auch uns verwandeln in lebendige Menschen, in Menschen voller Glaube, Hoffnung und Liebe. Die Welt wird nach der Krise eine andere sein, so hören wir immer wieder. Was jedoch bleibt, das ist die Treue des allmächtigen Gottes, der uns mit seinem Trost und Segen gerade auch durch schwere Zeiten begleitet.

 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch allen gesegnete Kartage und dann ein frohes Osterfest,

Philipp Görtz SJ

 

 

27. März 2020

Liebe Familien der Erstkommunionvorbereitung,
liebe Gemeinde und liebe Freundinnen und Freunde vom Kleinen Michel,

den Kindern und Familien der Erstkommunionvorbereitung habe ich einen Brief geschrieben. Wer den Text haben will, kann mir einen Email schreiben an pater@kleiner-michel.de, dann schicke ich das PDF zu.

Außerdem habe ich mich mal mit einem Video probiert. Das ist mehr oder weniger derselbe Text – nur eben gesprochen. Das Video findet sich (wenn mit der Technik alles geklappt hat) hier: https://youtu.be/yT5-dRqTbi8

Wer Lust hat, sich an der Schuhaktion zu beteiligen, kann gerne mitmachen – ob jung oder alt ...

Herzliche Grüße, bleibt weiter gesund und haltet Ausschau nach „Hoffnungszeichen“,

Philipp Görtz SJ

 

 

20. März 2020

Liebe Gemeindemitglieder,
liebe Freundinnen und Freunde vom Kleinen Michel,

jede und jeder von uns hat auf die ganz persönliche Art und Weise mit den Einschränkungen zu kämpfen, die die verschiedenen Maßnahmen rund um den Corona-Virus mit sich bringen. Wir alle müssen uns sehr individuell erst einmal orientieren, zurechtfinden und dann organisieren. Der Staat, die Stadt und das Erzbistum tun dasselbe – auch wir vom Kleinen Michel tun dies.

 

Nachdem der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg per Allgemeinverfügung vom 15.03.2020 alle "öffentlichen und nichtöffentlichen Veranstaltungen, bei denen es zu einer Begegnung von Menschen kommt, sowie Versammlungen unabhängig von der Zahl der Teilnehmenden untersagt" hat, bekamen wir am 16.3.2020 einen Brief von Erzbischof Stefan Heße und am Tag drauf eine Anordnung aus dem Generalvikariat. In Abstimmung mit den Behörden und der evangelischen Nordkirche hat der Bischof die Entscheidung getroffen, "dass mit sofortiger Wirkung die öffentliche Feier von Gottesdiensten bis zum 30. April" eingestellt werden.

 

Das trifft alle Gläubigen sehr hart – und dennoch ist es unumgänglich, zum Schutz besonders der Alten, der Angeschlagenen, der ohnehin Kranken und der Schwachen. Bitte halten Sie deswegen zudem nicht nur die empfohlenen Hygienemaßnahmen ein, sondern treten Sie vor allem umgehend mit den entsprechenden Stellen in Kontakt, wenn ein Verdacht auf eine Infektion vorliegt. Lassen Sie sich dann testen und geben Sie ehrlich und offen alle Kontaktpersonen an, damit diese auch sogleich informiert und ggf. getestet werden können. Auch wir am Kleinen Michel leisten unseren Beitrag dazu. Besonders schmerzhaft ist, dass die Osterfeiertage nicht öffentlich gefeiert werden können und auch die Erstkommunion am 26. April nicht stattfinden kann. Auch Taufen und Hochzeiten sind von diesen Maßnahmen derzeit betroffen.

 

Gleichzeitig sind wir der Überzeugung, dass die Kirche besonders in diesen Zeiten einen weiteren unschätzbaren Beitrag leisten kann und wird. Lassen Sie mich auf ein paar erste Überlegungen und Schritte hinweisen:

 


Ich wünsche Ihnen allen alles Gute, passen Sie auf sich und auf Ihre Lieben auf und vertrauen Sie auch dabei auf den Segen Gottes.

 

Herzliche Grüße,

Pater Philipp Görtz SJ, Pfarrer