Körper und Stille. Ein Angebot mit dem eigenen Körper in die Stille zu gehen.
5 Themenabende zu den Sinnen: Sehen, Fühlen, Hören, Schmecken, Riechen - und ein Körper-Kontemplationstag: Jetzt mit allen Sinnen.
Ein Rückblick von Yasna Schindler und Stimmen von Teilnehmenden
der Veranstaltungsreihe 2013/2014
An den einzelnen Abenden haben zwischen 6 -11 Personen teilgenommen. Insgesamt waren es 20 unterschiedliche Personen. Am Körper-Kontemplationstag haben 5 Personen teilgenommen.
Körper und Stille war das erste Experiment im Kleinen Michel, sich der Kirche und dem Kirchenraum über den Körper anzunähern.
An jedem Mittwoch Abend haben wir uns mit einem Sinnesorgan in Beziehung zum Kirchenraum auseinandergesetzt. Zunächst fanden im geschützten Seminarraum die Körperübung und die Vorbereitung auf den jeweiligen Abend statt. Anschließend sind wir in die Kirche gegangen, um zu experimentieren und - mit dem jeweiligen Sinnesorgan verbunden - den Kirchenraum neu für sich zu entdecken.
Das Feedback und Resultat war sehr positiv.
Vielmals habe ich vernommen, dass die Teilnehmer den Kirchenraum sehr intensiv erlebt und die Freiheit genossen haben, sich in der Kirche so bewegen zu können, wie es ihnen entsprach. Bei den jeweiligen Aufgaben hatte jede/jeder die Freiheit, diese auf seine / ihre ganz persönliche Art und Weise auszuführen. Einige wollten sich mehr bewegen, andere einfach Ihren Körper intensiv wahrnehmen und spüren. Nur zwei der Teilnehmenden war es aufgrund ihrer bisherigen Prägung nicht möglich gewesen, sich überhaupt anders als gewohnt in der Kirche zu bewegen. Es war mir wichtig, dies zu respektieren. Keiner wurde gezwungen, etwas zu tun, wohinter man nicht stand. Für einige war es aber auch eine Möglichkeit, sich erstmals behutsam und anders an den Kirchenraum heranzuwagen.
Ich denke, das der Zugang über den Körper Menschen ermöglicht hat, ganz bei sich zu sein und sich selbst zu vertrauen.
Darüber hinaus wächst aus der nonverbalen Kommunikation mit dem Raum eine tiefe Verbindung zur Kirche und zum Glauben, die keine Bestätigung über Worte benötigt. Viele haben den Raum als sehr wohltuend erlebt und sich darin geborgen gefühlt. Über die Sinne war eine ganz konzentrierte Atmosphäre im Raum zu spüren, die sich auf alle Teilnehmenden übertrug.
- Beim Thema Sehen hatte jede/-r Zeit, den Raum ganz in Ruhe anzuschauen und dort zu verweilen, wo es einen hinzog. Anschließend wurde man aber auch von einem Partner/einer Partnerin zu Orten geführt, wo man selbst vielleicht nicht hingegangen wäre, und konnte so möglicherweise eine neue Perspektive für sich entdecken.Des weiteren war es z.B. möglich, von unterschiedlichen Blickwinkeln den Raum zu betrachten. Je nachdem in welcher Position – ob liegend, sitzend, stehend oder im Gehen - man schaute.Nach den einfachen Annäherungsübungen habe ich versucht, im nächsten Schritt der Bewegung und dem Tanz mehr Raum zu geben. So konnte man gezielt über Bewegung mit dem Raum alleine oder in der Gruppe in Kommunikation treten. Jeden Abend habe ich behutsam aufgebaut, damit eine vertraute Atmosphäre gegeben war. Beim Thema Fühlen begannen wir den Raum mit geschlossenen Augen zu erkunden.
- Beim Thema Riechen hatten wir zusätzlich Weihrauch in der Kirche entzündet. Beim Hören hatten wir den Saxophonisten Matthias Gruber eingeladen und traten in Stille hörend und dann zusätzlich über die Musik in einen Dialog mit dem Raum.
- Zu Schmecken hatten wir vorab ein Abendessen mit geschlossenen Augen. Anschließend sind wir dem Geschmack der Kirche nachgegangen. Dies war eigenartig, aber auch überraschend anders als gewohnt.
- Die Erfahrungen konnten wir im Körper-Kontemplationstag noch mal wiederholen, abrunden, intensivieren und verbinden. Am Ende des Tages gab es dann eine Abschlussimprovisation mit allen Sinnen und dem Saxophonisten: Matthias Gruber.
Ein schönes Experiment, das auch ganz gut zur Vorweihnachtszeit passte und der von vielen gesuchten Sehnsucht nach Stille entsprach!
Yasna Schindler
Feedbacks von Teilnehmenden:
Liebe Yasna,
noch einmal herzlichen Dank für die Reise durch Stille und Körper im kleinen Michel. Hat mir sehr gefallen und sehr gut getan.
Gut gefallen hat mir die Kombination aus Körperübungen am Anfang und danach Sinnesarbeit im Kirchenraum und danach noch kurzer Austausch zu diesen Erfahrungen. Damit konnte ich mein Bedürfnis nach körperlicher Aktivität (nach der Schreibtischarbeit) kombinieren mit neuen Erfahrungen, die von spirituell bis tänzerisch reichten. Schön fand ich auch, dass du uns so viel Freiraum gegeben hast, deine Ideen und Anregungen auszuleben, ohne dass dies zu einem Gruppenzwang führte.
Ich habe aber auch die Kirche als physischen und mentalen Raum neu entdeckt. Ich finde es großartig, dass uns dieser spirituell so anregende Raum zur Verfügung steht. Vielen Dank auch an die Kirchengemeinde!
Gerne würde ich auch in Zukunft immer wieder zu Stille und Körper kommen. Optimal wäre, wenn es das Angebot jede Woche gäbe - wobei ich keinesfalls jede Woche dabei sein könnte, aber durch das wöchentliche Angebot die Möglichkeit hätte, immer wieder mal und ohne großen Planungsaufwand zu kommen.
Liebe Grüße, alles Gute, deine
I.
Liebe Yasna,
vielen Dank, dass Du dieses Experiment gewagt hast und wir alle spannende Erfahrungen sammeln konnten.
Für mich ist der Kirchenraum ein anderer geworden. Im geschützten Rahmen mit allen Sinnen zu spüren, ist eine sehr belebende, vertrauenerweckende Sache. Viele eigene Schwellen und Bedenken hast Du aus dem Weg geräumt. Dadurch wurde ein individueller Zugang zum Glauben, zum Gebet möglich, der sonst vielleicht gar nicht in der katholischen Kirche, sondern woanders eine Heimat gefunden hätte. Es war sehr schön - und ich wünsche Dir und denjenigen, die bisher diese kleine Oase der Entfaltungsfreiheit noch nicht gefunden haben, dass es weiter geht. Vielen Dank für Deinen liebvollen, herzlichen Umgang mit allem und allen.!
Ich bin auch dem Kleinen Michel dankbar für die Offenheit für die Unterschiedlichkeit im Glaubenszugang. Es war eine reiche Glaubenserfahrung für mich, die sonst nicht gemacht hätte, dafür fühle ich mich mit der Kirche verbunden.
Herzliche Grüße
U.
"Coming home from a special event „Stillness and Body“ with a focus on „Taste“.
Lead by an overwhelming friendly young woman.
After some body exercises (specially with mouth and tongue) we went into the church - a wide, open space, white, surprisingly simple and of cause smelling about „Weihrauch“.
We were totally free to move how and where we want in Stillness for about 30 minutes!
Wonderful, great, touching…
The space of my mouth was very much in touch with the ceiling above the altar…
And my mind was going the way of Jesus with his cross knowing about loosing his taste and life…
And dancing with Maria and Jesus it felt like the first taste of milk in the mouth…
After all that we went back into the group-room and were invited to have a blind-folder…
and the beautiful leader gave us very different pieces of food starting with a host … olive, cheese, apple, tomato, piece of bread with cheese, melon, nuts, sweets… slowly, in our time...
It was so deeply touching after that contact with Maria and her feeding breasts -
to be fed in such a loving way by a woman in silence and darkness…"
Liebe Yasna,
mich hat besonders beeindruckt, zu erleben, wie es ist, mich mit dem Raum der Kirche durch Hören und Atmen zu verbinden zu können (das waren auch die beiden Abende, an denen ich teilgenommen habe). Also mich von der Gewohnheit, alles nur mit den Augen wahrzunehmen, zu lösen, die Kirche durch zusätzliche Sinneskanäle an mich heranzulassen und im körperlichen Ausdruck von Bewegung damit in Beziehung zu treten. Dabei auch die ganzen Konnotationen, was ich in einer Kirche empfinden/nicht empfinden sollte, loszulassen und ganz DA zu sein.
Ich danke Dir, die Abende haben mich wirklich berührt.
Liebe Grüße,
M.
Hallo Yasna,
jetzt bist Du mir zuvorgekommen mit Deiner Bitte !
Ich fand den Kontemplationstag rund und lebendig, mit all dem Schönen, aber auch den Störungen, Widrigkeiten und Kontroversen ("aushalten" war zu Beginn das passende Stichwort!).
Gerade die Diskussion zum Schluss hat mich (nachts) noch mal aufgewühlt
und bestärkt, dass es ein sehr guter hilfreicher, heilsamer und wichtiger Ansatz
ist, der auf jeden Fall weiter angeboten werden sollte in der Hoffnung, dass
das viele Menschen ihn wahrnehmen können.
Nach anfänglicher Skepsis und immer wieder auftretender Scheu/Angst war es gut mit den Sinnen in der Kirche zu forschen, das hat neue Perspektiven und Horizonte eröffnet und auch mehr in die Tiefe geführt.
Es gab Momente, in denen ich bewusster im Raum / in mir war und mich z.B. gefühlt habe wie die Architektur (Atmen und Schmecken).
Einfach nur zu sehen oder zu schauen - ohne zu werten oder zu beurteilen - finde ich schwierig; die verbundenen Augen haben mir geholfen, mehr zu sehen und intensiver wahrzunehmen.
(Noch mal als Beispiel: beim Berühren des Altars kam mir die Eingebung: hier ist der Ort, wo Jesus vom Himmel herabsteigt; wo der Priester Himmel und Erde verbindet. Das vertieft den Glauben, das Erlebnis möchte ich nicht missen, bin dankbar,
hätte ich wahrscheinlich unter normalen Umständen niemals erfahren können, weil ich mich gar nicht getraut hätte ...)
Der Samstag hat noch rübergestrahlt in den Sonntag; oft sind mir die vielen Leute eher zuviel + zu unruhig in der Messe, habe ich eher das Gefühl ich muss mich abschotten.
Gestern hatte ich viele schöne kleine Erlebnisse und Begegnungen auch mit Menschen aus den nicht-deutschen Gemeinden, zu denen ich ja eher weniger Kontakt habe,
das hat mich sehr gefreut, auch wahrgenommen zu werden. Bestimmt ein heilsamer Effekt.
Vielen Dank an Dich, an L., an Gott!
Viele Grüße
T.
PS: … in einer Hl. Messe ist es ja oft ein Balanceakt zwischen (gefühltem) starren Verhalten / Verharren / Abgleiten in Formalismus - und der Sehnsucht, ehrlich zu sein, Gott zu suchen, wirklich Beziehung zu haben, Ehrfurcht zu empfinden, zu begreifen warum die Liturgie (als Hilfe) so und so ist.
Also auch unter diesem Aspekt fand ich die Abende und den Tag hilfreich, frei nach Nikolaus von Flüe:
Mein Herr und mein Gott,
nimm alles mir,
was mich hindert zu dir.
Mein Herr und mein Gott,
gib alles mir,
was mich führet zu dir.